Freitag, 8. Dezember 2017

Solidarität mit Joanna Palani!


Gellerup im dänischen Aarhus ist so etwas wie das skandinavische Molenbeek. Über 30 junge Muslime sind allein von hier nach Syrien und in den Irak aufgebrochen, um „Ungläubige“ zu schlachten. Mit wenigen Ausnahmen gingen sie die Monate zuvor ein und aus in die Grimhøj-Moschee von Gellerup, ein quasi institutionalisierter Sub-Souverän in der ghettoisierten Hälfte des Aarhuser Distriktes Brabrand. In der Grimhøj-Moschee wird etwa die Steinigung bei Ehebruch propagiert. Drastische Strafen bewahre die Familie, die Elementarform des Staates, vor dem Zerfall, also vor dem drohenden Staatsbankrott. Müttern wird hier anempfohlen, ihre Kinder körperlich zu züchtigen, wenn sie nicht beten.

Die Grimhøj-Moschee und ihr charismatischer Führer Oussama El-Saadi sind heute zentraler Partner der dänischen Integrationspolitik. Da die jungen Ausreisenden durch die Predigten der Imame dieser Moschee gingen, so denkt es in der dänischen Ordnungspolitik, müsse man diese auch zur Institution einer erfolgversprechenden Präventionsstrategie machen und Oussama El-Saadi zur Schlüsselfigur. Der bärtige Agitator tut dabei nicht viel anderes als zuvor. Er ist einer jener Berufsfunktionäre, der nach wie vor – nun mit Absolution des dänischen Souveräns – die Saat der Unmündigkeit und der Opfermythen sät, aus der sich auch der jahrelang florierende Europa-Syrien-Express gespeist hat. Es sei die ehrenwerte und höchstens naive Auflehnung gegenüber „Ungerechtigkeit und Unterwerfung“, die junge Muslime zur Ausreise bewegt, so Oussama El-Saadi auch heute noch, also dazu: die Frauen der „Teufelsanbeter“ zu Sklaven zu machen, Morde an Homosexuellen, „Abtrünnigen“ und „Heuchlern“ als tägliche Reinigung des Staatskörpers zu begehen. In Wahrheit ist der Opfermythos nur die zwanghafte Einschachtelung der aggressiven Selbsterhöhung der Gläubigen, die weniger eine von Frömmigkeit ist als eine der Rotte, die Einheit vor allem negativ realisiert: im Neid auf jene, die die aufgezwungenen wie selbst gewählten Entbehrungen nicht teilen; im Hass auf jene, die noch irgendwie an die Möglichkeit von individuellem Glück erinnern; in der vernichtenden Rache an jenen, denen die Liebe zum Leben noch nicht genommen ist. Dass Aarhuser Präventionsmodell rühmt sich übrigens für seine Erfolge, die Auswanderungen nach Syrien nähmen ab – als läge es nicht daran, dass das Kalifat de-Facto nicht mehr existiert. Schwäche schreckt auch die Militantesten ab.

Es mag die kostengünstigere Elendsverwaltung zu sein, islamistischen Agitatoren wie den Imamen der Aarhuser Grimhøj-Moschee halbe Kommunen zu überlassen, damit diese eine halbseidene Garantie aussprechen, dass die tägliche Gewalt im „Ursprungsmilieu“ sich nicht nach außen wendet, also nicht auch blonde Dänen aus ihrer Idylle reißen könnte. Die Leidtragenden sind auch in Gellerup alle, die mit dem kulturalistisch verewigten „Ursprungsmilieu“ aus Imam und familiärer Despotie allein gelassen werden.

Joanna Palani dagegen bestrafte ein dänisches Gericht jüngst mit neun Monaten Freiheitsentzug dafür, dass sie im November 2014 nach Syrien und später in den Irak ausgereist war. Sie war keine Schülerin von Oussama El-Saadi, dem islamistischen Paten von Gellerup. Sie kämpfte in Kobane und anderswo gegen das Kalifat. Joanna Palani ist die Tochter kurdischer Geflüchteter, das als junges Mädchen aus dem Irak nach København kam. Sie ließ nie einen Zweifel daran, dass ihre Ausreise nicht der militanten Volkstumspflege als Exil-Kurdin diente – als welche häufiger die bewusste Entscheidung zu kämpfen denunziert wird –, viel mehr der Freiheit der Frauen und der Verteidigung des Lebens. Ihre Frontfotografien auf Instagram kommentierte sie lieber mit Zitaten von Marilyn Monroe als mit schmalzigen Liebesgrüßen an Blut und Boden: „If I ever let my head down, it will be just to admire my shoes.“

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